Wenn Kolleg:innen trauern – ein Leitfaden für den richtigen Umgang im beruflichen Umfeld
- Kerstin Suppan-Eibinger
- 20. Juni
- 2 Min. Lesezeit
🏴 Wenn Kolleg:innen trauern – ein Leitfaden für den richtigen Umgang im beruflichen Umfeld
Nicht nur die jüngsten, tragischen Ereignisse in Graz führen vor Augen, wie schnell sich das Leben von einem Moment auf den anderen verändern kann. Der Verlust eines geliebten Menschen reißt nicht nur ein Loch ins private Leben, sondern wirkt sich oft auch tiefgreifend auf das berufliche Umfeld aus.
Kolleg:innen der Betroffenen stehen dann vor der Frage: Wie verhalte ich mich richtig? Wie kann ich unterstützen, ohne zu überfordern oder zu verletzen?
Als psychosoziale Beraterin erlebe ich immer wieder, wie verunsichert Menschen sind, wenn Trauer plötzlich in ihren beruflichen Alltag einzieht. Die Angst, etwas Falsches zu sagen, führt häufig zu Sprachlosigkeit oder Rückzug – dabei ist gerade jetzt zwischenmenschliche Präsenz wichtig.
Was hilft – und was besser nicht?
Hier einige konkrete Praxistipps für Führungskräfte, Kolleg:innen und Teams:
1. Kontakt nicht scheuen
Vermeiden Sie es, Betroffene zu meiden, aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Ein einfacher Satz wie „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich bin da“ ist oft wirkungsvoller als vermeintlich tröstende Floskeln.
2. Individuelle Trauerprozesse anerkennen
Trauer hat keine Standarddauer und keinen festgelegten Ablauf. Signalisieren Sie Offenheit für die Bedürfnisse der betroffenen Person – ohne Zeitdruck oder Erwartungshaltung.
3. Zuhören – nicht therapieren
Oft ist es hilfreich, einfach zuzuhören. Vermeiden Sie es, Ratschläge zu geben oder die Situation relativieren zu wollen („Zumindest ist sie nicht lange krank gewesen“). Das kann ungewollt verletzen.
4. Raum schaffen – auch im Arbeitsalltag
Ermöglichen Sie flexible Lösungen: Homeoffice, reduzierte Arbeitslast oder stille Rückzugsorte im Büro können helfen, das emotionale Gleichgewicht langsam wiederzufinden.
5. Als Team sensibel kommunizieren
Sprechen Sie im Team offen über den Umgang mit der Situation – mit Respekt vor der Privatsphäre der trauernden Person. Eine gemeinsame Haltung verhindert Unsicherheiten und Fehltritte.
6. Langfristige Aufmerksamkeit zeigen
Trauer endet nicht mit der Rückkehr ins Büro. Denken Sie an Jahrestage oder Feiertage, an denen der Verlust besonders schmerzt. Kleine Gesten zeigen, dass das Umfeld mitfühlt – auch nach Wochen oder Monaten.
Fazit: Zwischenmenschliche Kompetenz zeigt sich besonders in Momenten der Krise. Der professionelle Umgang mit Trauer im Arbeitskontext ist nicht nur Ausdruck von Menschlichkeit, sondern auch ein wichtiger Baustein für eine gesunde Unternehmenskultur.
Wenn Sie als Führungskraft oder Teammitglied unsicher sind, wie Sie in einer konkreten Situation unterstützen können, bin ich gerne für ein Gespräch da.
